Happy Birthday, mein Großer!
Es ist genau 15 Jahre her, da warst du die Nummer 1 der kleinen Familie Kroker. Lange und sehnlichst erwartet. Die Zeiten waren nicht gut für uns, damals, vor 15 Jahren. Aber du warst das Beste, was uns je passiert ist!
Genau 1,5 Jahre warst du die Nummer 1. Und dann war alles anders. Auf einmal hat deine Mama viel geweint, war viele Stunden am Tag weg. Im Kinderkrankenhaus. Irgendwann die ganze Woche. Wir haben uns nur noch am Wochenende getroffen. Im Herzzentrum München. Das ging monatelang so. Erinnerst du dich überhaupt daran? Was macht sowas mit einem kleinen Jungen, der seine Mama braucht?
Wie ist das, wenn man immer Rücksicht nehmen muss? Wenn die Familie im Dauerstress ist, weil der kleine Bruder ständig krank ist? Wie ist das wenn die Eltern so viele Sorgen haben, dass ihre Nerven nicht mehr weit reichen und man früh lernt Dinge mit sich selbst auszumachen? Wie ein großes Schulkind?
Ich hätte es dir gerne erspart, all diese Erfahrungen, die andere Kinder nicht nachvollziehen können. Ich hätte dir gerne eine „normale“ Kindheit geschenkt. Doch das stand leider nicht in meiner Macht. Es gab eine Zeit, da musste ich mich täglich jeweils von einem Kind trennen um mich um das andere kümmern zu können und dann wieder umgekehrt. Es gab eine Zeit, da habe ich jeden Tag um einen von euch beiden geweint. Ich wünsche sowas keiner Mama. Und keinem Kind.
So bescheiden das alles war, es hat uns alle geprägt. Wir werden nie wieder so unbeschwert sein wie vor 15 Jahren. Aber welches Leben bleibt schon unbeschwert?
Vor 9 Jahren starb das erste Kind aus unserem Verein. Jason war noch nicht einmal 5 Jahre alt. Du warst damals fast gleich alt. Als wir dich ein paar Jahre später gefragt haben, was du mal werden willst, hast du einen Beruf genannt, an den ich mich nicht mehr erinnere. Aber an den Satz danach erinnere ich mich noch sehr gut. Er lautete: „Wenn ich überhaupt erwachsen werde und nicht schon vorher sterbe.“
Du hattest keine „normale“ Kindheit und hast bestimmt oft unter unserer Situation gelitten. Aber eins will ich dir sagen, mein Großer: DU hast vielen Menschen auf dieser Welt einiges voraus! Du hast dich zu einem verantwortungsbewussten Teenager entwickelt, der genau weiß, dass das Leben nicht selbstverständlich ist. Du verstehst, was Krankheit und Behinderung bedeuten. Du weißt, dass ein Leben ganz schnell vorbei sein kann. Und du hast gelernt damit zu leben. Das kriegt manch Erwachsener nicht gebacken.
Ich verstehe, wenn dich wieder alles „bis zum Anschlag nervt“. Ich verstehe, dass dir dein Bruder auf den Keks geht. Mir geht es manchmal genauso! Ich verstehe, dass „normal“ einfach entspannend wäre. Aber vergiss nicht, dass genau dieses, dein besonderes Leben, dich zu dem Menschen macht, der du bist. Ein ganz besonderer, toller Junge, der viele Kinderherzen um seinen kleinen Finger wickelt und ein Vorbild für unsere Konfettis ist.
Wir sind stolz auf dich!
Happy Birthday, mein Großer!